Es ist an der Zeit: ich werden fasten! Da ich die Sicherheit meiner Umwelt (und in der leben nun einmal zwei Minis) nicht gewährleisten kann, wenn ich komplett auf feste Nahrung verzichten würde, habe ich mich für die sanfte Variante entschieden: Obstfasten!
Nach den Geburten und den Stillphasen meiner zwei Mädchen und der ein oder anderen Familienfeier in den letzten Monaten möchte ich meinem Körper etwas Gutes tun. Jetzt nach dem Abstillen haben auch mein Kaffeekonsum und das ein oder andere Wohl-fühl-Weinchen meine Entscheidung gefestigt: 5 Tage werde ich ausschließlich Obst essen!
Ob meine Familie mir dabei Stütze oder Hindernis sein wird, werden wir herausfinden.
Tag 1 – Aller Anfang ist entkoffeiniert
Schlaftrunken wanke ich zur Kaffeemaschine. Hole die rote Tasse aus dem Schrank und fülle Wasser in die Maschine… da fällt es mir wieder ein! Obstfasten! Heute fange ich doch mit dem Obstfasten an! Das heißt, nur Obst, Wasser und Tee und definitiv keinen Kaffee! Kurz überlege ich, ob ich den Beginn des Fastens nicht um eine Woche verschieben soll. Da säuselt auch schon der Engel von meiner linken Schulter „Schalt die Kaffeemaschine wieder aus und koch dir einen leckeren koffeinfreien Früchtetee. Du schaffst das!“ Der Teufel auf meiner rechten Schulter haut sich kräftig auf den Schenkel und fällt vor Lachen fast von meiner Schulter…Das spornt mich an, ich koche mir einen Tee und die nächste Stunde verbringe ich damit meine Kinder und mich für den Tag vorzubereiten und den Kaffeedurst zu verdrängen. Als Ablenkung sind meine Kinder somit schone einmal eine große Hilfe!
Eine Stunde später schiebe ich schmollend den Einkaufswagen vor mir durch die Reihen voller Leckerbissen – Brot, Wurst, Nudeln, Joghurt, Schokolade. Da ich meine Familie während meiner Fastenwoche weiter versorgen und bekochen darf (definitiv ein Hindernis), kann ich leider nicht erhobenen Hauptes an diesen Gaumenfreuden vorbeisprinten. Dafür tobe ich mich so richtig an der „Frische“-Theke aus! Erdbeeren, Äpfel, Ananas, Johannisbeeren, Aprikosen, Birnen, Pfirsiche… je mehr bunte Früchte in meinen Einkaufskorb wandern, desto bunter wird meine Laune: 5 Tage? Das sitze ich doch auf der linken Pobacke ab! Diesmal schmunzelt mein Teufelchen lediglich ein bißchen! Positiver gestimmt gehe ich zur Kasse.
Abends sitze ich mit Kopfschmerzen am Esstisch und starre zweifelnd in meine Tasse Tee, während der Spanier genüßlich seinen Nachtisch verspeist (Wollt ihr kurz raten, ob das hilfreich ist?). Irgendwie habe ich das Obstfasten einfacher und entspannter in Erinnerung. Es mag daran liegen, dass ich es das letzte Mal als kinderlose Arbeitnehmerin absolviert habe. Das mein Büro weit entfernt von Küche oder Kantine platziert war, mag geholfen haben. Als Mutter von zwei kleinen Kindern verbringt man doch recht viel Zeit in der Küche und wenn nicht dort dann zumindest in der Nähe von diversen essbaren Gegenständen, die allerdings in dieser Woche nicht in meinen Mund wandern dürfen.
Ich kann mir nicht helfen, dieser Anfang ist ganz und gar nicht, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Kopfschmerzen des Todes und dieser Kaffeedurst – ich fühle mich wie ein Kaffeevampir auf Entzug!
Tag 2 – Kaffee besteht doch auch im Wesentlichen aus Wasser
Als ich morgens aufstehe, ist es als ob der vorherige Tag nie stattgefunden hätte… die Kopfschmerzen sind weg und ich fühle mich energievoll… komisch, dabei hat mich die Klitzekleine heute Nacht gut auf Trapp gehalten!?!
Als die Kleine bei der Tagesmutter ist, schnippel ich mir einen Obstteller zusammen und freue mich darauf, das frische und saftige Obst „achtsam“ zu verputzen – schön langsam kauen und genießen… doch dazu komme ich gar nicht! Noch während ich genüßlich an meinem ersten Bissen Apfel kaue – richtig schön achtsam – hat die Klitzekleine fast sämtliche MEINER Weintrauben in ihren kleinen Mund gestopft und vernichtet sie völlig unachtsam! Entsetzt kaue ich schneller! Als ich mich fast verschlucke, nur um auch noch etwas von meinem Obstteller zu bekommen, entscheide ich mich für die einfache Lösung, immerhin soll meine Klitzekleine kein Hindernis sein, und packe meinen Obstteller erneut voll. Meine Mahlzeiten sind seit gestern hoch begehrt bei meinen Kindern. Ob das ihr Zeichen von Unterstützung ist?
Nachdem Frühstück geht’s auf zum Mama-Treff in den Kurpark und da ist es wieder, das kleine Wesen mit Hörnern und Pferdefuß auf meiner Schulter… „Lia, kommst du auch mit auf nen Kaffee?“ „Ähm, ne, bin am Obstfasten! Ne, Kaffee geht auch nicht! Ja, ich weiss, ist eigentlich nur Wasser…, Ach, ich komm mit!“ Das Teufelchen stimmt mir zu, ein Kaffee kann bestimmt nicht schaden! Beim Café angekommen, passiert was eigenartiges: Ich habe gar keine Lust auf Kaffee! Mir dürstet es nach etwas erfrischenden! Das Engelchen flüstert mir „Saftschorle“ ins Ohr und so soll es sein! Mit der Saftschorle in der Hand gehe ich drei cm größer aus dem Café hinaus – bin verwirrt und ein bißchen stolz: keine Lust auf Kaffee, das hatte ich schon lange nicht mehr!
Tag 3 – Ein Tässchen Tee ist auch keine Lösung
Whoop Whoop – Bergfest! Die Hälfte ist fast geschafft! Als ich aus dem Bett hüpfe, hält das Wohlbefinden des Vortags nach wie vor an: merkwürdig, hat mich doch heute Nacht die Kleine auf Trapp gehalten (ich sag euch, die beiden haben sich gegen mich verbündet…). Der Gedanke an einen schönen warmen Tee macht mich heute Morgen allerdings so gar nicht an! Auch die Vorstellung schon wieder kleingestückelten Obstsalat zu essen, langweilt mich… Eine Alternative muss her! Ein paar Früchte in den Mixer und da ist er, der leckere Frühstückssmoothie! Damit ich den nicht heimlich in der Vorratskammer trinken muss, mache ich gleich zwei Portionen mehr…
Zur Feier des Bergfests schiebe ich die Klitzekleine Richtung Stadt. Wir gönnen uns heute ein fruchtiges Frühstückchen – es gibt Fruchtschorle (Tee kann ich gerade nicht mehr sehen!) und einen Obstsalat (mal was ganz neues!). Dafür sitzen wir mit in netter Begleitung vor einem meiner Lieblingscafé und lassen uns die Sonne in Gesicht scheinen. Die Sonne, die mir auf dem Rückweg, der wohlgemerkt stets bergauf geht, den Schweiß nicht nur auf die Stirn treibt… ich habe das Gefühl, ich entschlacke gerade überdimensional! So gehört sich das wohl, schön ist aber irgendwie anders. Oder ist es doch die Hitze? Ich bin mir da nicht ganz sicher! Sicher bin ich mir nur über die Dusche, die ich mir gönnen werde, sobald die Klitzekleine ihren Mittagsschlaf hält.
Frisch geduscht sitze ich wenig später mit meiner genialen Idee auf der Terrasse. Jetzt, wo ich mich vermehrt mit Früchten und ihrer Zubereitung beschäftige, habe ich den optimalen Verzehr für heiße Tage gefunden: die geicete Smoothie Bowl! Gefrorenes Obst in den Mixer und zack habe ich meinen erfrischenden Obstsnack (schmeckt insbesondere mit Mango und Erdbeeren grandios!)
Tag 4 – Entschlacken on fleek
Ich stehe vor dem Badezimmerspiegel und putze meine Zähne…aber ich bin nicht allein! Ha, das war jetzt irreführend! Mit meinen zwei Wuselis bin ich ja eigentlich so gut wie nie allein. Diesmal bin ich jedoch in anderer Gesellschaft! In deutlich unangenehmerer… Die Entschlackung, die gestern in Form des Schwitzens angefangen hat, hat offensichtlich heute Nacht ihren Höhepunkt erreicht… ich bin in Begleitung von zwei Pickeln! Na super! Pubertät 2.0 lässt grüßen! Schnell entschlossen, plane ich für heute Abend einen Wellness-Abend ein. Wenn ich mir meine Nägel so ansehe, ist das wohl eine der besten Ideen, die ich seit langem – seit sehr langem – habe!
Gesagt, getan: Abends sitze ich mit Gesichtsmaske und Fußbad im Wohnzimmer und gönne mir dabei eine wunderbare Maniküre. Nebenbei scheine ich den Spanier ein wenig zu amüsieren – er schielt gelegentlich grinsend zu mir hinüber! Wenn der meine Probleme hätte…
Tag 5 – Finale ohoh!!
Mittlerweile habe ich mich gut an das Obst futtern gewöhnt! Sind wir mal ehrlich, das Obstfasten ist eine sehr angenehme Art des Fastens. Immerhin kann ich, wann immer ich möchte, in die Obstschale greifen und mir den Tag mit Obstsalat, Smoothies oder diversen Bowls versüßen! Ich fühle mich seit Tag 2 energievoll und fit… sogar so fit, dass ich mich am letzten Tag meiner Fastenkur endlich mal wieder zum Sport wage.
Ehrlicherweise muss ich jedoch gestehen, dass die Vorfreude auf den morgigen Tag, bzw. die erste Tasse Kaffee oder den ersten Bissen in irgendetwas, was nicht fruchtig schmeckt, exponentiell steigt. Sogar so, dass mir das Obst essen zwischendurch schon fast schwer fällt… aber der Engel auf meiner Schulter ist mittlerweile so gestärkt und energetisch, dass er das Teufelchen mit lockerem Hüftschwung von meiner Schulter schuppst und ich heute noch durchhalten werde!
Ein letztes Mal stehe ich vor der täglichen Herausforderung: unserem Abendbrot! Meine drei Lieblingsmenschen mampfen genüsslich die köstlichen Speisen, die ich ihnen vorbereitet habe… Knabbern hier ein bißchen, schmatzen da ein bißchen. Das ist ein großes Hindernis beim Fasten mit Familie – Der Wille ist stark, doch das Fleisch ist zwischendurch sehr, sehr schwach… Meine Klitzekleine stellt mich auf die größte Probe: sie möchte mich großzügig mit den Stücken füttern, die sie scheinbar als „ungenießbar“ klassifiziert hat… Nein, das ist absolut nicht hilfreich!!! Ich mache ein letztes Mal gute Miene zu dem mir freiwillig aufgezwungen „bösen“ Spiel und esse tapfer meinen Obstteller leer!
Die Vorfreude auf Morgen steigt aufs Unermessliche!
Tag 6 – It’s coffee o`clock
Meine Klitzekleine weckt mich um 5.32 Uhr. Aber heute ist das gar nicht schlimm… Ich habe fertig entschlackt! Das wird ein toller Tag! In der Küche gehe ich ohne Umwege zur Kaffeemaschine und zwei Minuten später steht mein heiß dampfender, köstlich duftender Kaffee vor mir auf dem Tisch! Ganz langsam und achtsam – wie ich es gelernt habe – nehme ich den ersten Schluck… ! Herrlich! Meine Kinder sitzen strahlend neben mir und fordern meinen Milchschaum… Gar nicht hilfreich! 😉
Fazit: Werde ich mir das Obstfasten noch einmal antun?
Auch wenn Kopfschmerzen, Schweizausbrüche, Pickel und alles was sonst noch so zum Entschlacken gehört, nicht unter den Top 5 auf meiner MUST-HAVE-Liste stehen, würde und werde ich bestimmt bald wieder Obstfasten. Bis auf den 1. Tag habe ich mich während des Fastens fit und energievoll gefühlt, obwohl ich meinem ganz normale Tagesablauf gefolgt bin. Natürlich ist es nicht immer einfach zu fasten, wenn die restliche Familie den bekannten Essgewohnheiten weiter nachgeht, dennoch hat es mir Spaß gemacht, mich mehr mit dem Obst und seiner Zubereitungsmöglichkeiten zu beschäftigen. Definitiv werden es bei uns nun wieder öfter Smoothies auf dem Essensplan geben.
5 Tipps für das Obstfasten
Obstsalat wird auf Dauer etwas eintönig…Verschiedene Varianten sorgen für leckere Abwechslung (z.B. Smoothies, geicete Smoothie Bowls oder angedünstetes Obst)
Optimale Zeit für die Kur ist der Sommer! Logisch, stehen die meisten Früchte jetzt in ihrer vollen Reife. Es gibt mittlerweile viele Obstsorten als Tiefkühlware zu kaufen. Somit ist das Obstfasten auch zu anderen Jahreszeiten abwechslungsreich.
Geh viel an die frische Luft! So bist du abgelenkt und suchst nicht den Weg zum Kühlschrank 😉 Zu dem ist es gesund und du bewegst dich.
Versuche auf deinen Körper zuhören…bist du müde, ruh dich aus! Hast du Kleinkinder, wie ich, dann nutze evtl. Mittagsschlafphasen (Du bist ein Elternteil, sei kreativ! 🙂 )
Zelebriere deine Obstfastenkur… ich sage nur Wellness-Tag (auch ein Wellness-Abend kann schon kleine Wunder bewirken 😉
3 Kommentare zu „Obstfasten – Mein Erfahrungsbericht“